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TELE-satellite International — The World‘s Largest Digital TV Trade Magazine
— 06-07-08/2012
— www.TELE-satellite.com
Historisch bedingt werden für die
Positions- und Richtungsangaben je
nach Verwendungszweck verschiedene
Systeme verwendet. Wenn nicht genaue
Wertangaben eine Eindeutigkeit zulas-
sen, benötigt man u.U. detektivische
Fähigkeiten, um zu wissen, was damit
gemeint ist.
Der Äquator bietet sich als Nullpunkt
für die geografische Breite an. Nach
Norden 90 Grad Nord oder +90 Grad,
nach Süden 90 Grad Süd oder -90 Grad
zu den Polen.
Für die geografische Länge musste ein
künstlicher Nullpunkt gefunden werden.
Der Meridian, der durch die Sternwarte
Greenwich bei London vom Nordpol zum
Südpol geht, wird seit 1884 allgemein
als Null-Meridian anerkannt. Von diesem
Meridian aus teilt man den Kreis in 360
Grad nach Osten ein. Dies ist das in der
Astronomie gebräuchliche System, ein
Linkssystem (vom Nordpol aus gese-
hen), das auch für die Projektion über
die Erdoberfläche hinaus in das Weltall
gilt. So ist es möglich, dass auch Him-
melskörper, wie z.B. Satelliten auf ihrer
geostationären Umlaufbahn, mit diesem
System eindeutig bezeichnet werden
können.
In der
Abb. 1
sind vier Punkte mit
ihren Positionen eingezeichnet und mit
den verschiedenen Bezeichnungen in
der nachstehenden Tabelle gegenüber-
gestellt.
In unseren Längen- und Breitengraden
werden meist die relativen Bezeichnun-
gen vom Nullmeridian aus nach West und
Ost verwendet. Diese ist zwar die läng-
ste Angabe, aber sämtliche Irrtümer
sind damit ausgeschlossen. Da sich die
Satelliten in der Äquatorebene bewegen,
ist bei ihnen eine Breitenangabe über-
flüssig, da sie Null Grad ist.
Die wichtigsten Größen bei der Auf-
stellung einer Polarmount-Antenne sind
neben der möglichst genauen aus der
Senkrechten nach Norden geneigten
Aufstellung des Antennenmastes, die
Bestimmung der Südrichtung im Aufstel-
lungsort. Dazu wird meistens ein Kom-
pass benützt. Wie aber die nachstehend
beschriebenen Fehlerquellen zeigen,
sind diese Angaben meist ungenau und
im Prinzip problematisch.
1. Der magnetische Nordpol, der durch
die Magnetnadel angezeigt wird, ist mit
dem geografischen Nordpol nicht iden-
tisch und wandert von Jahr zu Jahr, wes-
halb z.B. nautische Seekarten, in enen
ja die Nordrichtung genau eingezeich-
net werden muss, fast jedes Jahr neu
überarbeitet zu kaufen sind. Um sich die
Größenordnung, um die es sich hier han-
delt zu ermessen, folgendes Beispiel für
einen bestimmten Zeitpunkt:
Der magnetische Nordpol lag nördlich
von Kanada auf
- ca. 100 Grad westlicher Länge und
- ca. 75 Grad nördlicher Breite
- und war vom geografischen Nordpol
ca. 1500 km entfernt.
Der magnetische Südpol war vom geo-
grafischen ca. 2500 km entfernt und lag
auf
- ca. 140 Grad östlicher Länge und
- ca. 65 Grad südlicher Breite.
Der Kompassfehler wird umso größer,
je weiter wir uns nach Norden bewe-
gen (aber
abhängig von der
geogr. Länge).
2. Auch unter der Erdoberfläche sind
u.U. Bedingungen vorhanden, die das
Magnetfeld beeinflussen.
3. In der Nähe der Messungen befin-
den sich oft metallene Gegenstände wie
Metalldächer, Geländer, Betoneisen usw.,
Absolut
Relativ
Relativ gebräuchlich
P1
20/30 Grad
+20/+30 Grad
20 Grad östl. Länge/30 Grad nördl. Breite
P2
320/30 Grad
-40/+30 Grad
40 Grad westl. Länge/30 Grad nordl. Breite
P3
335/-30 Grad
-25/-30 Grad
25 Grad westl. Länge/30 Grad südl. Breite
P4
15/-20 Grad
+15/-20 Grad
15 Grad östl. Länge/20 Grad südl. Breite
Sat. Astra
19,2 Grad
+19,2 Grad
19,2 Grad Ost
Sat. Hispasat
330 Grad
-30 Grad
30 Grad West
die das Magnetfeld massiv beeinträchti-
gen können.
4. Auch die Sonnenflecken-Tätigkeit
kann das Magnetfeld der Erde verzer-
ren.
5. Das Glas, mit dem die Magnetna-
del abgedeckt ist, kann elektrostatisch
aufgeladen sein und verursacht große
Fehlmessungen, wenn man nicht vor-
sichtig genug ist, vor allem, wenn es
aus Kunststoff besteht.
Berücksichtigt man alle diese Punkte,
können mit einem Kompass ganz gute
Ergebnisse erzielt werden. Die genaue-
ste Bestimmung der Südrichtung erfolgt
aber durch Anpeilen eines Satelliten,
der möglichst genau im Süden des Auf-
stellungsortes der Antenne liegt. Da die
Satelliten meistens in einem Abstand
von ca. 3 Grad liegen, ist diese Methode
am genauesten. Prinzipiell ist aber
zunächst die möglichste genaue Position
im Aufstellungsort der Antenne nach der
geografischen Länge und Breite her-
auszufinden. Dazu verhelfen Angaben
von Radio- und Fernsehmechanikern,
örtlichen Gemeinden und das Internet,
auch entsprechende Landkarten, sowie
Bekannte, die ein elektronisches Navi-
gationssystem (GPS) besitzen.
Vielfach hat sich die „Unsitte“ breitge-
macht, die Abweichungen von Satelliten
aus der Südrichtung nach Ost oder West
(Azimut) mit dem Kompasskurs anzuge-
ben, wobei zu berücksichtigen ist, dass
beim Kompass der Nullpunkt im Norden
liegt. Süden also 180 Grad beträgt. Die
Kompassrose ist in 360 Grad eingeteilt
und ist ein Rechtssystem.
0 Nord, 90 Ost 180 Süd 270 West.
Wenn ein Satellit angenommen 3 Grad
östlich der Südrichtung liegt, hat er eine
Kompassanzeige von 177 Grad. Einfa-
cher wäre die Angabe 3 Grad östlich,
oder aber „Azimut +3 Grad“ (Ost).
Manchmal werden auch ältere Marsch-
kompasse verwendet, um die Süd-
richtung zu bestimmen. Bei diesen ist
zwar der Nullpunkt auch im Norden,
der gesamte Kreis wird aber in 64 Teile
geteilt (ein Teil =5,625 Grad) und ist ein
Linkssystem.
0 Nord, 16 West, 32 Süd, 48 Ost