Seite 249 - TELE-satellit - Weltweit größte Digital TV Fachzeitschrift

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www.TELE-satellite.com —
09-10/2012 —
TELE-satellite International —
全球发行量最大的数字电视杂志
Neil Nieh erklärt uns, wie ICN tech-
nisch arbeitet: „Wir erhalten direkt aus
China vom Programmbetreiber ‚Great
Wall‘, einem Staats-Unternehmen,
über eine transpazifische Fiber-Optik-
Leitung etwa 9 Programme des staatli-
chen CCTV sowie etwa 16 TV-Program-
me der chinesischen Provinzen.“ (Die
Zahl der Programme wechselt manch-
mal). Aus diesem Programmangebot
wählt sich ICN die Teile aus, die ICN für
die Zuschauer in den USA für geeignet
erscheinen. „Die Nachrichtenprogram-
me von CCTV übernehmen wir z.B mit
einer Zeitverzögerung von 2 Stunden
direkt, während populäre TV-Serien
teilweise mit 4 Wochen oder 3 Monaten
Verzögerung ausgestrahlt werden.“ ICN
bietet auch einen Video-On-Demand-
Dienst an, sodaß Zuschauer gegen Ge-
bühr diese Serien auch bereits früher
sehen können.
ICN strahlt also nicht die Originalpro-
gramme aus China aus, sondern stellt
aus dem Angebot der Sender aus China
ein eigenes Programm zusammen. „Wir
haben eine Lizenz der amerikanischen
FCC als Vollprogramm und das bedeu-
tet, dass wir auch lokale Inhalte anbie-
ten müssen.“ Das ist der Grund, warum
ICN ein eigenes Studio betreibt. Hier
werden Koch-Shows, Kinderprogram-
me und lokale Nachrichten produziert.
ICN ist nicht nur in Los Angeles, son-
dern über terrestrische ATSC-Sender
auch in San Francisco, Houston, New
York und Seattle zu sehen. Auch für
diese Stationen gilt die Regel der FCC
nach lokalen Inhalten. „In jeder dieser
Städte unterhalten wir auch ein eigenes
TV-Studio, um lokale Inhalte produzie-
ren zu können. Die dort produzierten
Programme werden hier nach Los An-
geles in unser Network Control Center
übertragen und von hier aus stellen wir
die jeweiligen Programme komplett zu-
sammen.“
Neil Nieh gibt uns einen Eindruck vom
Zuschauerpotential: „Offiziell leben
hier im Großraum Los Angeles etwa 1
Millionen Chinesen, aber wir rechnen,
dass es inoffiziell fast 2 Millionen sind.“
Das Potential in den anderen Städten
ist ähnlich. „Nur in New York strahlen
wir unsere zwei Programme in englisch
aus mit chinesischen Untertiteln, denn
dort leben auch viele Chinesen zweiter
oder dritter Generation.“ Weitere TV-
Sender plant ICN für Chicago, Atlanta
und Boston. In kleinen Schritten ist ICN
dabei, das Sendernetz auf die gesamte
USA auszudehnen.
Aber ICN strahlt seine Angebote
nicht nur frei-empfangbar über terres-
trische Sender in ATSC aus sondern
auch in den Kabelnetzen dieser Städ-
te. „Außerdem haben wir Kapazitäten
beim
Satellitenprogrammbetreiber
DISH angemietet und wir bieten unse-
re Programme auch über drei der gro-
ßen IPTV-Anbieter an: KyLinTV (www.
kylintv.com), iTV (www.itv.cn) und
iTalkTV (www.italkbb.com).“
Wie finanziert sich ICN? Neil Nieh
zählt auf: „40% unserer Einnahmen
stammen aus Werbung, 30% aus den
Abonnementgebühren und weitere
30% aus Veranstaltungen und unse-
ren Home-Shopping Aktivitäten.“ Wie
sieht er die Zukunft? „Ein ernstes Pro-
blem sind für uns die Werbeagentu-
ren, die von ihren Kunden immer mehr
gedrängt werden, in Internetwerbung
zu investieren. Wir müssen also unse-
re Angebote so umgestalten, dass sie
die Vorgaben der Werbeagenturen er-
füllen.“ Neil Nieh ist klar: „Eine simple
Website für unsere TV-Programme ist
nicht das, was verlangt wird.“ Deshalb
arbeitet Neil Nieh an Konzepten für OTT
und interaktiven Angeboten. Eines ist
klar: ICN muß sich wandeln, denn nicht
nur die Anforderungen der Zuschauer
wandeln sich, auch die Werbekunden
passen sich dem Wandel an und erwar-
ten neue Angebote. Wie jeder andere
Programmanbieter auch, ist ICN stän-
dig dabei, sich anzupassen.
Endpunkt der
fiberoptischen Leitung
aus Beijing, über die die
TV-Programme aus China
angeliefert werden.