Seite 160 - TELE-satellit - Weltweit größte Digital TV Fachzeitschrift

Basic HTML-Version

160
TELE-satellite International —
The World‘s Largest Digital TV Trade Magazine
— 09-10/2012
— www.TELE-satellite.com
Codewort mittels BruteForce zu erraten,
so reicht in den allermeisten Fällen die
relativ kurze Zeit einer Feedübertragung
nicht aus, um alle möglichen Kombinati-
onen zu testen. Immerhin sprechen wir
hier von 16 hexadezimalen Zeichen.
Handelt es sich um eine medienrecht-
lich relevante Feedübertragung (z.B. von
einem Rockkonzert, dessen Rechtever-
wertung genau geklärt ist), so werden
sich die TV-Anstalten peinlichst genau
darum bemühen, für eine entsprechende
Verschlüsselung zu sorgen. Bei weniger
heiklen Inhalten genügen oft auch nicht
ganz so drastische Maßnahmen, die aber
zum Ausschluss einer breiten Masse an
Zusehern beinahe ebenso effektiv sind.
Wahl des Satelliten
Wenn ein TV-Anbieter einen populä-
ren DTH Satelliten zur Feedübertragung
wählt, so darf er sich nicht über jede
Menge Zaungäste wundern. Und warum
sollte er auch solch einen Satelliten
wählen? Die Preise für Übertragungs-
kapazitäten z.B. auf den in Europa sehr
beliebten Positionen ASTRA 19.2° Ost
oder HOTBIRD 13° Ost sind exorbitant
hoch und es stehen Dutzende andere
Satelliten auf weniger bekannten Posi-
tionen bereit. Sie bieten nicht nur den
Vorteil, dass die Übertragungskosten
weitaus geringer sind, sondern sind auch
von 99% aller Besitzer einer Satelliten-
antenne überhaupt nicht empfangbar.
Beliebte und bekannte Feedpositionen
in Europa sind z.B. der EUTELSAT W2
auf 16° Ost, der EUTELSAT W3A auf 7°
Ost, der EUTELSAT W1 auf 10° Ost oder
in Richtung Nordamerika der TELSTAR
12 auf 15° West, der ATLANTIC BIRD 1
auf 12.5° West und ganz im Westen der
PAS3R auf 43° West. Wer nicht gerade
eine motorgesteuerte Antenne oder eine
Multifeedanlage sein eigen nennt, hat
keine Chance, diese Satellitenpositionen
zu empfangen.
MPEG 4:2:2
Mit Hilfe einer veränderten Farbun-
terabtastung versuchen die TV-Sender
schon seit vielen Jahren, ungebetene
Zuseher von ihren Übertragungen aus-
zuschließen. Beim digitalen TV-Emp-
fang über Satellit kommt gewöhnlich das
4:2:0 Verfahren zum Einsatz. Es weist in
beiden Raumrichtungen eine identische
Farbabtastung auf, so wie sie auch bei
komprimierten Bildern im Format JPEG
zum Einsatz kommt. Bei MPEG 4:2:2 hin-
gegen ist diese Farbunterabtastung, die
ursprünglich aus den analogen Farbfern-
sehstandard NTSC entstanden ist und
im Rahmen der Norm ITU-R BT 601 für
digitale Videosignale verwendet wird,
anders, denn es wird zwischen horizon-
taler und vertikaler Farbunterabtastung
unterschieden. Die Abtastung in horizon-
taler Richtung ist nur halb so groß wie
die in vertikaler Richtung, doch durch
das bei der analogen Fernsehnorm NTSC
bzw. PAL übliche Zeilensprungverfahren
ist die Farbauflösung in beiden Raum-
richtungen identisch. Um solche Signale
korrekt darstellen zu können, werden
eigens dafür gebaute Receiver benötigt.
Sie sind, da für den professionellen Markt
entwickelt, sehr teuer und damit für den
Normalverbraucher nicht erschwinglich.
Allerdings verfügen die meisten moder-
nen Linux Receiver über die Möglichkeit,
TV Signale per Netzwerkanschluss live
auf den PC zu streamen. Dort können
dann Softwaredecoder, die kostenlos
oder gegen geringe Gebühr im Internet
erhältlich sind, die Darstellung von MPEG
4:2:2 Signalen übernehmen und ermög-
lichen somit dem geübten DXer, in den
Genuss dieser Signale zu kommen.
Niedrige Symbolrate
Ein weiterer sehr beliebter Kniff, um
TV Programme nicht für jedermann emp-
fangbar zu machen, ist die Verwendung
einer geringen Symbolrate. Fast alle
am Markt befindlichen DVB-S Digitalre-
ceiver sind für Symbolraten zwischen 2
und 45 MS/s ausgelegt. Die Symbolrate
gibt die Anzahl der Zustandsänderungen
des Trägersignals pro Sekunde an, hat
aber nichts mit der Bitrate zu tun, die
die Menge der zu übertragenden Bits pro
Sekunde angibt und die somit ein Maß-
stab für die Bildqualität eines Senders
ist. Sehr wohl hängen aber beide Werte
in gewisser Weise zusammen, denn je
geringer die Symbolrate, desto weni-
ger Informationen können übertragen
werden und dementsprechend geringer
muss auch die verwendete Bitrate sein.
Für die TV-Sender ist die Verwendung
einer geringen Symbolrate zur Feedü-
bertragung also quasi ein Spagat. Auf
der einen Seite zwischen niedriger Sym-
bolrate, um unerwünschte Zuseher aus-
zusperren, aber auf der anderen Seite
darf diese nicht zu gering sein, da sonst
die Bildqualität darunter leiden würde.
In der Regel kommen daher Symbolra-
ten zwischen 5000 und 6000 Ks/s zum
Einsatz. Dies schließt bereits eine große
Anzahl an DTH Satellitenempfänger aus,
ermöglicht aber andererseits noch die
Übertragung eines TV Signals in sehr
guter Qualität.
Natürlich gibt es in diesem Bereich aber
auch Extrembeispiele, so z.B. die Signal-
zuführungen einiger italienischer Sender
Bekannte
Feedhunter
aus aller
Welt
Applesat aus Beijing, China
Feedhunter Rini aus
Amsterdam, Niederlande
Roy Carman aus
London, England